Förderkonzept
Förderkonzept (Stand März 2020)
Vorbemerkung
Jedes Kind in der Grundschule hat den Anspruch gefördert und gefordert zu werden (§1 Schulgesetz). Alle Schüler*Innen sollen trotz unterschiedlicher Fähigkeiten und Interessen die verbindlichen Kompetenzerwartungen der Lehrpläne erreichen. Kindern, die diese Kompetenzerwartungen übertreffen können, soll dazu die Gelegenheit gegeben werden.
Gemäß dieses Anspruchs legen wir großen Wert darauf, die Stärken der Schüler*Innen weiter auszubauen und ihre Schwächen abzubauen. Wir halten die Umsetzung möglichst individualisierten Lernens für unumgänglich.
Voraussetzungen der Kinder
Die außerschulischen Bedingungen, wie z.B. herausfordernde Familienkonstellationen, Vereinzelung der Kinder oder unreflektierter und ungefilterter Medienkonsum haben große Auswirkungen auf das schulische Verhalten der Schüler*Innen. Festgestellt wird die Zunahme von
- Defiziten im Sozialverhalten
- Unselbstständigkeit
- sprachlicher Verarmung
- der Ausweitung der Entwicklungsschere
- psycho-soziale Störungen
- sinkende Leistungsbereitschaft
- nervösem und hyperaktivem Verhalten
Auf die Grundschule kommt heute vielfach die Funktion einer gesellschaftlichen Basisinstitution zu. Für die Zeit des Schulbesuchs ist sie die zentrale Lebens- und Lernstätte des Kindes. Von besonderer Bedeutung für die Kinder ist die Verlässlichkeit der sozialen Beziehungen in der Schule. Angesichts veränderter Familienstrukturen und der Diskontinuität persönlicher Beziehungen, der Arbeits- und Wohnverhältnisse sowie der ungleichen Zeitrhythmen der Familienmitglieder wird Schule der zentrale Ort der Beständigkeit im Alltag.
Die veränderte und stark individualisierte Schülerklientel zieht die Veränderung der Lehrerrolle nach sich. Offene Unterrichtsformen, die an die individuellen Ansprüche der Kinder anknüpfen können, sind notwendig.
Gestaltung des Lernens:
- Grundsätzlich wird jedes Kind innerhalb des Klassenverbandes individuell gefördert. Dazu nutzen wir alle Formen der inneren Differenzierung, wie z.B. die unterschiedliche Gestaltung von Arbeitsmaterialien, Unterstützung durch Anschauungsmaterial und konkretes Handeln. Unser Ziel ist es, dass alle Kinder am gleichen Unterrichtsgegenstand auf verschiedenen Niveaus arbeiten. Entsprechend differenziertes Arbeitsmaterial ist in unserem schulinternen Curriculum verankert und wird fortlaufend evaluiert. (einzusehen in der Lehrerbibliothek und in unserer Cloud: http://tinsbergerschule.de/)
In den ersten Wochen der Schuleingangsphase erfolgt eine Diagnostik der Schulfähigkeit (vgl. Kapitel Schuleingangsphase).
Die weiteren Förderbedarfe ergeben sich aus der fortlaufenden Beobachtung der Schüler*Innen während des Unterrichts, ihren schriftlichen Leistungen und der Rücksprachen in Klassenkonferenzen. Es stehen die Lernerfolgsüberprüfungen des schulinternen Curriculums für die einzelnen Lerninhalte zur Verfügung. Außerdem werden schulinterne Raster (angelehnt an ZIP – Inklusion MK) für die Lern- und Förderplanung verwendet. Bei speziellen Auffälligkeiten von Kindern ziehen wir die diagnostischen Kompetenzen der Sonderpädagogen, der Sozialpädagogischen Fachkraft und der Sozialarbeiterin zu Rate.
Grundsätze:
- stark strukturierte, ritualisierte Tages- und Wochenabläufe
- durchgehende Arbeit mit Anschauungs- und Handlungsmaterial (Rechenschiffchen, Plättchen, Steckwürfel, ...),
- Unterstützung durch Visualisierung
- Üben mit allen Sinnen
- Differenzierung in mindestens 3 Anforderungsbereichen: Herz, Mond, Stern und GL (HerzHerz)
- individuelle Wochenpläne dem Leistungsstand entsprechend:
- Inhaltliche Passung der Aufgaben an den individuellen Lernstand
- quantitative und qualitative Reduktion der Aufgaben und Unterrichtsinhalte,
- kleinschrittigeres Vorgehen
- individuelle Erklärungen und Übungen in Einzelbetreuung oder Kleingruppe
- Einsatz von Verstärkersystemen (vgl. Kapitel)
- visuelle Hilfen und Erinnerungen
- akustische Signale/ Strukturen
- Einsatz digitaler Medien (vgl. Medienkonzept)
- Forderunterricht findet je nach Bedarf mit individuell abgestimmten Inhalten /Schwerpunkten statt
Zur Sprachförderung, insbesondere des Erwerbs der deutschen Sprache siehe unser Sprachbildungskonzept.
Arbeitsverhalten
- Hinführung zur Selbstständigkeit/ Selbstorganisation: An- ausziehen, an Material denken, Umgang mit dem Schulplaner, … Hier müsste aus den Maßnahmen, die in jeder Klasse individuell stattfinden noch ein einheitliches Konzept entwickelt werden.
- Fördergruppe Arbeitsorganisation
- Durchführung des „Klasse-Kinder-Spiel" (einzusehen in unserer Cloud: http://tinsbergerschule.de/)
Konzentration
Individualisierte Maßnahmen finden bereits in erfolgreicher Weise statt. Die Verknüpfung dieser Maßnahmen mit dem Regelunterricht, sowie ein einheitliches Verstärkersystem wird derzeit erprobt.
- Teilnahme am „Marburger Konzentrationstraining“ (einzusehen in der Lehrerbibliothek)
- Verstärkersysteme für konzentriertes Arbeiten
- individuelle Wochenpläne dem Konzentrationsvermögen entsprechend
- individuelle, reduzierte, optisch aufbereitete Tagespläne dem Konzentrationsvermögen entsprechend
Motorik:
- Teilnahme am Schreibtanz-Programm (graphomotorische Förderung) (einzusehen in der Lehrerbibliothek)
- Koordinationstraining
- Trainingsgruppen für Feinmotorik (schneiden, …)
- Turn AG für motorisch starke Kinder
Wahrnehmung:
Die Wahrnehmung wird so weit möglich innerhalb des Unterrichts, als auch in speziellen Fördergruppen gefördert. Dabei steht das Kind mit seinen individuellen Förderbedarfen wieder.
- Übungen zur visuellen Wahrnehmung
- Raum-Lage-
- Figur-Grund Wahrnehmung
- Serialität
- visuomotorischen Koordination
- Wahrnehmungskonstanz
- Übungen zur auditiven Wahrnehmung
- Figur-Grund Wahrnehmung
- auditive Identifikation
- auditive Differenzierung
- auditive Merkfähigkeit
- auditives Gedächtnis
- Hörverständnis
- Übungen zur vestibulären Wahrnehmung
- Gleichgewicht
- Balancieren
- Bewegungskoordination
- Übungen zur kinästhetischen Wahrnehmung
- Körpermitte-Lateralität
- Körperhaltung
- Bewegungsabläufe
- Übungen zur taktilen Wahrnehmung
Konfliktverhalten – emotionale Entwicklung
- Faustlos-Programm (vgl. Faustlos-Konzept) (einzusehen in der Lehrerbibliothek)
- Einzelgespräche um Konflikte zu klären
- Unterstützung durch Lehrkräfte unter Einbeziehung der Mitschüler bei schwierigen Situationen
- Rollenspiele in einer Kleingruppe zu angemessenem Problemlöseverhalten
- Verstärkersystem
- Förderkurs „Emotionale Förderung“
- personalisierte, visuelle Erinnerung am Tisch
- Reduktion der Regeln auf 1 Tagesregel/ Wochenregel
- Verstärkersystem für eingehaltene Regeln
- Übungen zur emotionalen Selbststeuerungsfähigkeit (vgl. Kapitel Gemeinsames Lernen, 3.4)
Sprachförderung: vgl. Sprachbildungskonzept
- gezielte Übungen zur phonologischen, phonetischen, akustischen und visuellen Wahrnehmung
- Lesenlernen nach der Intra-Act Methode (einzusehen in der Lehrerbibliothek)
- Silbenschreibweise zur Unterstützung des Leseprozesses (LRS-Prophylaxe)
- Leseförderung in Einzelbetreuung durch Ehrenamtliche und soweit möglich Lehrer*In
Mathematik:
- Pränumerik
- gezielte Übungen zur Mengenerfassung, Zahldarstellung, Zahlbegriff mit allen Sinnen
Nachteilsausgleich:
Dabei orientieren wir uns an den Maßnahmen, die auf folgender Seite angegeben werden:
www.inklusion-mk.de/download/inklusiver_unterricht_zusatzdateien/Formen-des-Nachteilsausgleichs.pdf