Faustlos

Veröffentlicht: Donnerstag, 28. Januar 2016 Geschrieben von Tinsberger Schule

 

Faustlos – Gewaltprävention

  1. Ziele unserer  Gewaltpräventionsarbeit

Im täglichen Schulleben fallen immer wieder Kinder auf, die anderen Gewalt androhen, sie physisch oder psychisch verletzen oder Gegenstände zerstören. Die Ursache sind häufig unbewältigte Konflikte oder mangelnde soziale Kompetenz. Diese Ausgangssituation behindert oft schulische Leistungen, erschwert soziale Kontakte und verhindert ein friedliches Zusammenleben aller an der Schule.

Unser Ziel ist es mit allen Kindern der Tinsberger Schule  konstruktive Formen der Problem- und Konfliktbewältigung zu trainieren und somit ihre soziale Kompetenz zu steigern. 

  1. Faustlos

‚Faustlos’ ist eine deutschsprachige Version des „Second Step Curriculums“, das vom „Committee for Children“ in Seattle, Washington, USA entwickelt und veröffentlicht wurde. Das für Kinder von 6 bis 10 Jahre entwickelte Curriculum geht davon aus, das aggressives und gewaltbereites Verhalten aus einem Mangel an sozialer Kompetenz resultiert, der eine konstruktive Form der Problem- und Konfliktbewältigung nicht zulässt.

‚Faustlos’ vermittelt alters- und entwicklungsadäquate prosoziale Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut, um dadurch impulsives und aggressives Verhalten der Kinder zu vermindern und  ihre soziale Kompetenz zu erhöhen.

Das Curriculum wendet sich an Schülerinnen und Schüler von der Jahr-gangsstufe 1  bis 3.

‚Faustlos’ ist ein für Gruppen konzipiertes Präventionsprogramm, das sich an alle Kinder einer Klasse wendet.

Das Curriculum wird in der Verantwortung des jeweiligen Klassenlehrers in den Unterricht integriert. In einer Stunde pro Woche werden aufeinander aufbauende Themen anhand der jedem Jahrgang vorliegenden Folienmappe erarbeitet.

  1. Maßnahmen zur Umsetzung
  • 1 Kinder – Elternvertrag

Als eine Maßnahme um die Inhalte von ‚Faustlos’ in soziales Verhalten zu übertragen und mit dem alltäglichen Zusammenleben zu verknüpfen, schließen wir mit den Beteiligten einen Vertrag ab.

Die Eltern der Kinder werden in einer Klassenpflegschaftssitzung oder schriftlich über unser Gewaltpräventionsprogramm informiert.

Mit allen Kindern der Schule wird anschließend folgender Vertrag abgeschlossen, der sowohl vom Kind, als auch von den Eltern und der Lehrerin unterschrieben wird:

  • 1 Das Interventionsgespräch

Verstoßen Kinder auf dem Schulgelände gegen den Kindervertrag, führen die   Beteiligten unter der Moderation einer Lehrkraft ein konfrontatives Inter-ventionsgespräch mit folgendem Ablauf:

  1. Tathergang
  • Die Beteiligten/ der Beteiligte schildern/ schildert den Hergang aus ihrer/ seiner Sicht.
  • Es wird der Anteil am Geschehen der Täter/ des Täters geklärt.
  • Ausflüchte werden zurückgewiesen.
  • Nach Handlungsalternativen fragen – bezieht sich auf die Reaktion/ auf die Provokation.
  1. Opfer / Täter
  • Wie hast du dich gefühlt? (Opfer)
  • Wie stehst du zu deiner Tat? (Täter)

 

  1. Strafe und Wiedergutmachung
  • Sanktion festlegen und verbindlich den Tätern/ dem Täter mitteilen.
  • Gegebenenfalls Material ausgeben.

 

Das Gespräch endet mit einer Maßnahme für den bzw. die Verursacher, die sich an folgendem Katalog orientiert:

- Entschuldigungsbild/-brief (nach Vorlage) mit Unterschrift der Eltern

- Pausenverbot

- Schulhof reinigen

- Elterngespräch

- Klassenkonferenz

Die Klassenlehrerin des ‚Täters’ wird informiert und übernimmt die Verantwortung für die Einhaltung der Vereinbarung. Sie informiert ggf. auch die Erziehungsberechtigten. Sie spricht auch eine Belobigung für die Durchführung der Maßnahme aus.

  • 2 Leporello

In allen Klassen gibt es an jedem Freitag eine Reflektionsstunde. Hier sollen die Kinder das eigene Verhalten aus der vergangenen Woche einschätzen und bekommen eine Rückmeldung von Mitschülern und Lehrern.

Gewaltfreies Verhalten wird positiv verstärkt. Konflikte werden aufgearbeitet und auf der Grundlage von ‚Faustlos’ alternative Lösungen angeboten.

Es gibt mehrere verschieden gestaltete Leporellos, die für alle Schulwochen des jeweiligen Schuljahres ein freies Feld für einen farbigen Klebepunkt beinhaltet.

Jedes Kind darf sich zu Beginn des Schuljahres ein Motiv aussuchen und es farbig gestalten. Jeweils am letzten Schultag der Woche wird das Verhalten der vergangenen Woche ins Bewusstsein gerückt und im positiven Fall mit einem Klebepunkt belohnt.

Das Verhalten der Schüler wird allen Beteiligten - Lehrern, Schülern und auch Eltern - durch diese Leporellos transparent gemacht.